Wie ich vorher geschrieben habe, hatte ich gestern den Termin im Krankenhaus zur Analyse meines Knochenmarks und der aktuellen Blutwerte. Schon am Nachmittag schickte mir der Onkologe das erfreuliche Resultat: Alle Werte haben sich so stark verbessert, dass ein Eintritt in die nächste Phase der Behandlung ohne weitere Therapie möglich ist. Das heißt, dass er mich jetzt im nächsten Schritt für die Knochenmarksübertragung in Zürich am Uni-Spital anmelden wird. Lies hier meinen kompletten Bericht!
Hallo liebe Familie und Freunde,
gerne möchte ich mit euch heute die Freude über das Ergebnis der gestrigen Untersuchung teilen.
Die Punktion gestern Morgen war unangenehm, aber erträglich. Mit allen Wartezeiten verbrachten wir den kompletten Vormittag im Krankenhaus. Schon am Nachmittag erhielt ich von meinem behandelnden Onkologen den erfreulichen Bericht, dass das Knochenmark sehr gut aussieht. Die Werte, die vor Beginn der Therapie aufgrund der Krankheit hoch waren, haben sich so stark reduziert, dass ich die nächste Phase ohne weitere vorbereitende Therapie beginnen kann. Ich bin Gott so dankbar für dieses Resultat und damit für die Erhörung vieler Gebete, und ich danke euch allen, die ihr euch daran beteiligt habt.
Wie geht es jetzt weiter? Spätestens bis Ende der Woche hat der Onkologe in Winterthur alle Resultate und auch seinen Bericht fertig. Damit überweist er mich dann an das Unispital in Zürich (USZ). Er meint, dass es nicht lange dauern wird, also nächste Woche, bis ich zu einem Termin in Zürich eingeladen werde. Und in der Regel sei es im Sommer ruhiger. Es könnte also sein, dass die Stammzellen-Therapie schon innerhalb weniger Wochen beginnt.
Wen die folgenden Details nicht so interessieren, darf die nächsten Absätze gerne überspringen. Wer mehr wissen will, der darf sich gerne in entsprechenden Foren wie onkopedia.com (deutsch, direkter Link zum Thema) oder bei der Mayo-Klinik (englisch, direkter Link) informieren. |
In den letzten 12 Wochen (Induktionstherapie) wurde meine Krankheit zurückgedrängt, ohne meine Stammzellen zu stark zu schädigen. In der nächsten Phase werden die Stammzellen zunächst durch Medikamente dazu gebracht, sich stärker zu vermehren und in den Blutkreislauf auszutreten. Das Ziel ist, sie dann in Vorbereitung der Übertragung zu entnehmen. Dazu werde ich an ein sogenanntes Apheresegerät (siehe Illustration) angeschlossen, das die Stammzellen aus dem Blut herausfiltert und entnimmt, während die übrigen Blutbestandteile wieder in den Körper zurückfließen. Das passiert ambulant in Zürich und dauert normalerweise ein paar Stunden. Das Ziel ist es, ausreichend eigene Stammzellen für mindestens zwei Übertragungen zu erhalten, die gereinigt und tiefgefroren konserviert werden; dann bin ich bereit für die Hochdosis-Chemotherapie.
Wenn es danach länger dauert, bis dafür ein Platz in Zürich frei ist, müsste ich gegebenenfalls eine Erhaltungstherapie (durch Tabletten) in Winterthur bekommen.
Sobald ich stationär beim USZ aufgenommen bin, bekomme ich über 2 Tage die Hochdosis-Chemo, die das Knochenmark zerstören wird. Hoffentlich eliminiert es dabei möglichst viele der verbleibenden bösartigen Plasma-Zellen im Körper, die das Hauptmerkmal der Krankheit mit dem Namen „Multiples Myelom“ sind.
Die Nebenwirkungen werden wesentlich heftiger als in der ersten Phase sein, wie massive Übelkeit, Ausfallen aller Haare, verstärkte Reizung der Schleimhäute. Nach weiteren zwei Tagen bekomme ich dann via Infusion die eigenen Stammzellen und werde in den folgenden Tagen eng überwacht, dass ich kein Fieber bekomme oder Infektionen entwickle und der Blutkreislauf wieder seine volle Funktion aufnimmt. Denn in dieser Zeit ist mein Infektionsrisiko sehr hoch; darum bin ich in der Klinik in einem Isolationszimmer.
Diese ganze zweite Phase dauert mindestens 3 bis 4 Wochen. Nach Auskunft des Arztes werde ich danach noch müder und erschöpfter sein als nach der ersten Phase.
Ziel der gesamten Therapie ist es, dass die bösartigen Plasmazellen danach im Blut nicht mehr nachweisbar sind oder sich auf einem sehr niedrigen Niveau bewegen, so dass ich praktisch symptomfrei leben kann. Natürlich muss ich dabei regelmäßig zur Kontrolle, und es braucht in der Regel eine sogenannte Erhaltungstherapie, um die nach wie vor unheilbare Krankheit möglichst auf dem niedrigsten Niveau zu halten. Bei Gott ist aber alles möglich!
Wir äußerten dem Arzt gegenüber unsere Dankbarkeit, wieviel Zeit er und sein Team sich für uns und auch für andere Patienten nehmen. Er antwortete, dass sie sich hier bewusst Zeit für die Patienten nähmen, denen sie angesichts der schweren Krankheiten nicht nur Therapie und Medikamente, sondern auch „Zuversicht“ vermitteln wollten.
So, jetzt seid ihr so ziemlich auf dem Laufenden, was den Stand der Dinge angeht. Dietlind fragte mich heute Nachmittag, ob mir das Angst macht. Ein bisschen schon, muss ich sagen, wobei ich es einfach als etwas sehe, wo ich jetzt durch muss. Aber allzu viele Gedanken mache ich mir nicht darüber, denn uns ist stets bewusst, dass wir in Gottes Hand stehen. Meine Frau schrieb schon im April, kurz nach der ersten Diagnose, den kurzen Satz „Heaven rules!“ an den Badezimmerspiegel. „Der Himmel regiert!“
Wir sind einfach dankbar für die Tage, die ich jetzt ohne Therapie bzw. ohne Medikamente leben kann; vor allem weil es der Arzt jetzt gerade noch mal bestätigt hat, dass meine Werte sehr gut geworden sind. So freuen wir uns jetzt erst mal auf die nächsten Tage, die wir erleben und genießen können, bevor es in Zürich losgeht.
Wir danken euch für alle Liebe und Unterstützung und eure Gebete!
Seid ganz herzlich gegrüßt von
Andreas