Liebe Familie, Freunde und Geschwister,
mit Absicht habe ich etwas gewartet, bevor ich einen neuen Rundbrief schreibe, da in den letzten Wochen und Tagen ziemlich viel passiert ist, wovon ich euch gerne berichte. Der 3. Zyklus der Chemotherapie hatte am Montag begonnen, da haben wir auch das weitere Vorgehen bzgl. den Wirbeln und den Rückenschmerzen mit dem Arzt besprochen – mehr dazu wieder unten im Abschnitt “Persönliches Ergehen”.
Anfang letzter Woche hörten wir von Dietlinds Schwester, dass es ihrer Mutter, Ruth Epple, nicht gut ginge. Von Tag zu Tag rechneten wir mit ihrem Heimgang. Sie war im letzten September 90 Jahre alt geworden und ist schon viele Jahre im dementen Zustand im Pflegeheim in Celle bei Hannover. Es war für Dietlind schwer, das nur aus der Ferne zu erleben, da sie wegen meiner Krankheit, dem Infektionsrisiko und den Terminen jetzt nicht abkömmlich war. In den vergangenen Jahren hatte Dietlind ja jeweils viele Wochen dort im Elternpflegedienst verbracht. Im April 2019 war Dietlinds Vater dort heimgegangen.
Dankbar sind wir, dass unsere älteste Tochter Esther ihre Ferien von der Schule dafür genutzt hat, von Donnerstag, 27. Mai, bis Montag, 31. Mai, dort zu sein. So konnte Dietlind auch in einer Nacht lange per Videotelefonat sozusagen mit “am Sterbebett sitzen” und unter viel Tränen und Schmerz zusammen mit Esther vor Ort Abschied nehmen. Immer wieder sangen wir der Mutter auch Lieder vor und beteten über das Telefon mit ihr.
Und schließlich erhörte Gott unsere Gebete am Dienstagmorgen, 1. Juni 2021. Um 6:30 Uhr hörte Dietlinds Mutter im Schlaf auf zu atmen und darf jetzt ihren Herrn und Erlöser schauen, an den sie geglaubt hat. So war es Dietlinds Geburtstag am 1. Juni ohne “Feierstimmung”, aber mit einigem lieben Besuch von Geschwistern der Gemeinde. Felix war seiner mit Familie in der Zeit auch in unserem Haus in Tiengen. So konnten wir sie und auch unsere Enkelkinder sehen. Priscilla verbrachte den Tag mit uns. Jetzt freuen wir uns auf die bald bevorstehende Geburt des Kinds von Priscilla und Christoph.
Das alles brachte uns schon wieder an die Grenze von Erschöpfung und Müdigkeit; und wir merken, dass wir besser lernen müssen, auf ausreichende Ruhezeiten zu achten. Ja, es gab und gibt Tage, an denen wir sehr niedergeschlagen sind und auch aufpassen müssen, dass unsere eheliche Beziehung nicht darunter leidet. Wir sind unterschiedlich, und ich darf meine Frau nicht überfordern. So lerne ich, täglich immer wieder aus der Gnade und Vergebung zu leben und vor allem meine Beziehung zum Herrn nicht zu vernachlässigen. Ich hatte auch ein technisches Problem mit dem Blog und kam nicht weiter; da musste ich lernen, es beiseite zu legen, Gott um Hilfe zu bitten – und siehe da, am nächsten Morgen kam eine ganz neue Idee, auf die ich am Tag vorher einfach nicht gekommen war, und innerhalb kurzer Zeit war das Problem gelöst.
Wir lesen gerade morgens ein Andachtsbuch mit dem Thema “Abhängigkeit” von Jan Philip Svetlik; uns beeindruckt vor allem das Vorbild unseres Herrn Jesus. Vorgestern lautete die Botschaft zu Psalm 5,4 “Ausschau halten nach Gebetserhörungen”, und war sehr kurz, aber total bemerkenswert und einen Nerv treffend.
Zitat (voller Text der Andacht):
"Wie oft passiert es uns, dass wir morgens ins Gebet gehen und mittags schon gar nicht mehr wissen, worum wir Gott am Morgen gebeten haben! Dabei freut sich Gott darüber, wenn wir damit rechnen, dass Er auf Gebete reagiert, und daher bewusst nach Gebetserhörungen Ausschau halten. Er ist der «Hörer des Gebets» (Psalm 65,3) und wir ehren Ihn, wenn wir erwarten, dass er auf Gebete antwortet!"
Jan Philip Svetlik in: "Abhängigkeit im Leben Jesu", Verlag EPV 2019, S. 57
Wie oft vergesse ich nach dem Beten das „Harren (oder Ausschau Halten)“! Hiobs geduldiges Ausharren zeigt uns, dass Gott immer das Ziel hat, dass wir am Ende sein Mitgefühl und seine Barmherzigkeit erfahren (siehe Jakobus 5,11).
Nächste Woche geht es nochmal weiter mit der Chemo am Montag und Donnerstag und 2 Terminen bei der Physiotherapie.
Am Freitagnachmittag findet in Stuttgart die Beerdigung von Dietlinds Mutter statt. Ich hoffe sehr, dass ich von meiner Verfassung und der Kraft her dabei sein kann, um an Dietlinds Seite zu sein beim diesem Abschied. Ansonsten gehen auch andere Projekte weiter, soweit es meine Kräfte erlauben.
Wie immer, sind wir euch allen, die uns durch Gebet, Grüße, Lieder, Bibelverse, Anrufe und Brief ermutigen und ermutigt haben von Herzen dankbar. Und bitten euch weiter, uns im Gebet zu begleiten. Wenn du ein echtes Herzensanliegen hast, darfst du gerne anrufen.
Ganz liebe Grüsse, denen sich meine Frau von Herzen anschließt, sendet dir
Andreas
Wie ich schon sagte, bin ich jetzt in der Halbzeit des 3. Zyklus der Chemotherapie. Nach wie vor sind die Nebenwirkungen gering und gut erträglich. Andererseits zeigen die Blutwerte zu Beginn des 3. Zyklus, dass die Therapie wirkt und die Werte sich weiter verbessern.
Was die Rückenschmerzen angeht, bin ich jetzt von den Schmerzmitteln her wieder richtig eingestellt; auch wenn zwei Lendenwirbel etwas eingedrückt sind, so ist doch die Lage stabil und die Schmerzen sind wieder wesentlich erträglicher. Darum hat der Onkologe nach Rücksprache dazu geraten, jetzt keine weiteren Eingriffe am Rücken zu tätigen, sondern die Therapie abzuwarten.
Dazu braucht es etwas Geduld, aber die Chemo zielt auch genau darauf ab, die Krebszellen in den Wirbeln und anderen Knochen zum Verschwinden zu bringen. Danach soll der Knochen wieder selbst stabilisierende Substanz aufbauen. Eine gezielte Knochenaufbautherapie ist geplant, die allerdings erst nach der kompletten Chemo- und Stammzellentransfusionsphase gestartet werden kann. Darum sprach er von Geduld, denn das kann aller Voraussicht nach erst im nächsten Jahr sein. Aber es ist immer besser, wenn der Körper selbst wieder eigene Substanz aufbaut, als wenn man jetzt noch Fremdkörper einspritzt.
Felix, der mich am Montag begleiten und beim Arztgespräch dabei sein konnte, sage auch, dass es nicht gut ist, wenn man mittendrin zwei Wirbel verstärkt, weil sich dann mechanisch der Druck auf die nächsten Wirbel verlagert. Bei der ersten Vertebroplastie war es anders; da war die Schmerzsituation wesentlicher schlimmer. Ich muss jetzt einfach mehr in das Training der Rückenmuskulatur und Weichteile investieren, auch mit physiotherapeutischer Unterstützung.
Meine Gebetsanliegen:
Herzlichen Dank!
Andreas