Liebe Familie, Freunde und Geschwister,

es ist Samstagmorgen, und in ein paar Stunden darf ich wieder zuhause sein. Eine unglaublich intensive Zeit liegt hinter mir – ich kann es kaum glauben, dass es gerechnet vom Tag der Aufnahme (Do., 15. April) ins Spital bis heute nur 9 Tage sind. Ich möchte diese Zeit nicht missen, aus mancherlei Gründen:

  • Selbst in der ersten tiefen Verunsicherung, Angst und Ungewissheit nach dem ersten Befund vom Mi.abend, 14.4., hatten meine Frau und ich nie das Gefühl von Verlassensein, Zweifel oder Aufbegehren. Das muss allein an unserem liebenden Herrn liegen, der zu Petrus gesagt hat: „Ich habe für dich gebetet, damit dein Glaube nie aufhört.“ (Luk 22,32).
  • Nachdem am Freitagabend die Diagnose feststand und die Ärzte bereits den Therapieverlauf mit uns besprochen hatten, sagte Dietlind zu mir am Samstagmorgen, dass sie das insgesamt wie eine „Befreiung“ empfunden habe, nämlich jetzt zu wissen, was es ist und was auf uns in nächster Zeit zukommt.
  • Und parallel fing eine unglaubliche Welle von Liebe und Unterstützung, von Gebetskampf und Flehen um uns herum an – wahrscheinlich kennen wir das Ausmaß überhaupt nicht, mit dem Gottes Gnadenthron für uns bestürmt wird. Viele Grüße, Botschaften, Ermutigungen, Psalmworte, Anrufe und sogar Blumengrüße erreichten mich und meine Frau, so dass wir ganz überwältigt sind.
  • Es war mir von Anfang an wichtig, ganz offen und ehrlich zu versuchen, über meine Situation zu erzählen; für mich war es gerade in der ersten Zeit überaus schön, dass ich wusste: Ich kann unsere Freunde anrufen, kann es ihnen erzählen, am Tefefon mit ihnen weinen und durch sie ermutigt und getröstet werden.

Was ist wohl Gottes Plan in dem ganzen? Wir wissen es nicht – wir haben gerade gelernt, dass unsere vielen Pläne von IHM liebevoll zur Seite gelegt wurden. Wir wollen, wir dürfen, jeden Tag aus seiner Hand als ein Geschenk annehmen und ihn zu seiner Ehre leben. Ich habe oben geschrieben, dass ich diese Zeit nicht missen möchte. Der Hauptgrund ist eigentlich der: Ich hatte hier im Krankenzimmer, in den frühen Morgenstunden, oder allein auf der Terrasse in der Sonne sitzend,  so intensiv Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus und Freude an meinem liebenden Vater, wie ich das glaube ich noch nie in meinem Leben hatte. Und wenn ER bei mir diesen Weg gewählt hat, um mich so an sein Herz zu ziehen, dann will ich keinen anderen gehen. Oh, ich wünsche – und bete – dass der Herr uns alle aufwecken kann, wenn wir in geistlichen Schlaf gefallen sind, oder wenn unsere (wohlgemeinten und christlichen) Aktivitäten uns nicht mehr „erlauben“, einfach BEI IHM zu sein, möglichst in der besten Zeit des Tages.

Meine Anliegen für die nächste Zeit sind:

  • Ein gutes Ankommen zuhause, und dass ich nach Absetzung der Schmerzmittel weiterhin mit dem Rücken schmerzfrei klar komme. Und dass die weiteren Behandlungen gut verlaufen.
  • Dass ich die Chemotherapie weiterhin gut verkrafte und sich keine Nebenwirkungen einstellen.
  • Dass Dietlind täglich Kraft bekommt, Glaubensmut und Lebensfreude, um mir weiter so überaus liebend und treu zur Seite zu stehen.
  • Dass Gott mir die körperliche Kraft gibt; die Therapie ist sehr anstrengend für den Körper. Ich muss mich jetzt immer wieder mal intensiv ausruhen und schlafen. Dass ich lerne, auf die „Signale“ des Körpers zu achten und mir nicht zu viel zumute.
  • Dass es klarer wird, welche Aufgaben ich im Moment weiter machen kann, was Priorität hat und die Kräfte zulassen. Das bezieht sich auf die Projekte, an denen ich vorher dran war; gleichzeitig will ich offen sein für neue Aufgaben, die der Herr mir möglicherweise in dieser Phase jetzt gibt.

Ich danke euch allen für alle Eure Gebete, eure Liebe und euer Mittragen!

Seid der Gnade des Herrn anbefohlen!
Andreas